Sie ist jung und hat in ihrem Fach doch schon viel Erfahrung. Sie ist voller Elan und Tatendrang. Die Ambulanten Hospizdienste Rhein-Lahn schätzen sich glücklich, mit Annkathrin Schön (29) eine neue, engagierte hauptamtliche Koordinatorin zu haben. Sie ist das Bindeglied zwischen Patienten und ihren Angehörigen mit den ehrenamtlichen Begleiter/innen, die schwerstkranke Menschen kostenlos betreuen und Menschen in ihrer Trauer beistehen.

Im Alter von 16 Jahren beschloss Annkathrin Schön, Krankenschwester zu werden. Sie machte ihre Ausbildung in Idstein. In dieser Zeit absolvierte sie ein dreiwöchiges Praktikum im Hospiz in Wiesbaden. „Ich wusste sofort: Das ist es“, erzählt sie. Vier Jahre war sie nach ihrem Examen als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Hospiz Wiesbaden tätig, machte ihren Abschluss als Palliativfachkrankenpflegerin.

Die Liebe führte schließlich zu einem Umzug in den Rhein-Lahn-Kreis und „schweren Herzens“ zum Abschied vom Hospiz in Wiesbaden. Sie arbeitete nun in der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau im Home-Office für einen medizinischen Vertrieb, während sie auf der Suche nach einem neuen Traumjob war. Da entdeckte sie im Internet die Stellenausschreibung der Ambulanten Hospizdienste Rhein-Lahn.

Am 1. Juli 2025 hat Annkathrin Schön ihre Arbeit als hauptamtliche Koordinatorin mit 30 Wochenstunden aufgenommen. „Die Arbeit gefällt mir sehr gut. Sie ist abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere“, berichtet sie. Wichtig am Anfang findet sie die Einarbeitung durch ihren Kollegen Jürgen Ackermann, der eine halbe Koordinatorenstelle begleitet. Beide beschäftigen sich u.a. mit der Dokumentation, Förderanträgen und der Büroarbeit.

Die Arbeit ist vielseitig und das mag die neue Koordinatorin, die dabei auch kreativ sein darf. Sie ist am Telefon, wenn Patient/innen oder ihre Angehörigen anrufen und um Hilfe fragen. Sie führt die Erstgespräche, bringt Schwerstkranken und ihre Begleiter/innen zusammen. Gestern rief die Tochter einer krebskranken Mutter an. Es stellte sich im Beratungsgespräch heraus, dass die Mutter zunächst medizinischen Support benötigt. Die Koordinatorin vermittelte zur Spezialisierten Ambulanten Palliativ Versorgung (SAPV). Heute meldete sich eine trauernde Frau, die kürzlich ihren Mann verloren hat. Annkathrin Schön ermöglichte den Kontakt zu Claudia Bauer, der Koordinatorin für die Trauerbegleitung bei den Ambulanten Hospizdiensten Rhein-Lahn.

In den ersten Wochen war Annkathrin Schön viel unterwegs im Rhein-Lahn-Kreis. Sie stellte sich in den Einrichtungen vor, in denen die Hospizdienste mitwirken, baute Kontakte zu den Heimleiterinnen und Heimleitern auf. Dann lernte sie viele der ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und – begleiter kennen. Sie sind der Kern der Hospizdienste. 25 sind derzeit aktiv, 14 weitere in der Ausbildung. „Ich hoffe, dass so viel wie möglich von den Neuen bleiben, denn wir brauchen sie“, sagt die Koordinatorin. Für die Ehrenamtlichen gibt es regelmäßig Gruppentreffen mit Weiterbildung und Supervisionen.

Wenn sie anderen Menschen von ihrer Arbeit berichtet, erlebt sie oft „Gesichtsentgleisungen“. Mit dem Thema Sterben und Tod möchte kaum jemand etwas zu tun haben. „Das könnte ich nicht“, sagt ihr Gegenüber. Aber wenn Annkathrin Schön von ihrer Tätigkeit berichtet, wächst doch schon mal so etwas wie Interesse. Ihr großes Anliegen ist, das Thema Sterben und Tod aus der Tabuzone herauszuholen und dieses schwierige Thema gesellschaftsfähig zu machen. „Ich möchte die positiven Seiten unserer Arbeit aufzeigen“. Darum setzt sie sich auch für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins ein.

Erholung von der Arbeit findet Annkathrin Schön bei ihren beiden Hobbys, der dreijährigen Labradorhündin Frieda, mit der sie vor Arbeitsbeginn eineinhalb Stunden unterwegs ist, und dem Malen. vy