Mit ihren Häkelspenden unterstützt Steffy Scheer-Kuehchen soziale Projekte
Wenn man mit Steffy Scheer-Kuehchen in Kontakt treten will, ist es sehr wahrscheinlich, dass man sie beim Häkeln antrifft. Die St. Goarshäusenerin verarbeitete allein im vergangenen Jahr über 110 Kilometer Wolle. Mit ihren kreativen Arbeiten unterstützt sie permanent mehr als 20 soziale Projekte deutschlandweit. Über ihre Arbeiten konnten sich jetzt auch die Ambulanten Hospizdienste Rhein-Lahn freuen.
Über Facebook hatte Gabi Maas von den Ambulanten Hospizdiensten Rhein-Lahn den Kontakt zu ihrer alten Bekannten wiedergefunden und gefragt, ob sie auch die Kindertrauer-Arbeit unterstützen könnte. Diese nennt sich Traukidskatz und findet für Kinder zwischen fünf und elf Jahren vierzehntägig im Haus der Familie in Katzenelnbogen statt. Dorthin kommen Kinder, die ein nahestehendes Familienmitglied verloren haben, um mit dem Verlust unter professioneller Begleitung besser umgehen zu können. „Kinder trauern anders“, weiß Petra Opel-Minor, die Initiatorin von Traukidskatz.
Der Name ist Programm, dachte Steffy Scheer-Kuehchen und hatte sofort eine Idee: Gehäkelte Katzen. Schnell hatte sie in ihrem Handarbeitskreis auch andere Mitstreiterinnen für das Projekt gewonnen. So entstanden in nur zwei Monaten u.a. 50 große Katzen-Kuschelchen, 115 gehäkelte Katzenwürmchen, 116 gehäkelte Katzen-Schlüsselanhänger, eine Kiste bemalter Steine mit Katzenmotiv, gehäkelte Figuren aus dem Vincent-Buch.
„Wir waren sprachlos über so viel Kreativität, Schaffenskraft, Liebe und Unterstützung für unser Projekt. Die Handarbeiten werden den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, sagt Gabi Maas. „Es ist schön, dass die Kinder jetzt die Traukidskatz mit nach Hause nehmen können, zum Schmusen, Drücken und zum Erinnern an die Trauergruppe“, findet Petra Opel-Minor. Die Gruppe unterstützt Kinder und ihre Familien in ihrer Trauer. In dieser Gruppe können sie über ihre Gefühle sprechen, kreativ sein und andere Kinder, die Ähnliches erlebt haben, kennen lernen.
Schon mit fünf Jahren lernte Steffy Scheer-Kuehchen das Stricken, das Häkeln kam später dazu. Heute sagt sie: „Mit der Häkelnadel probiere ich alles und kriege ziemlich fast alles hin“. Zwischen 22 und 28 soziale Projekte beliefert sie seit Jahren deutschlandweit mit ihren Handarbeitsprodukten. Dazu gehören Hospize, Krankenhäuser, Altenheime, Kinderstationen, Ambulanzen, Kinderkrebsstationen oder die Obdachlosenhilfe, für die auch Bekleidung hergestellt wird. Wenn es Weihnachten wird, packt die St. Goarshäusenerin Geschenktüten für Obdachlose und alte Menschen. Im letzten Jahr waren es 40 Stück.
Je nach Wunsch werden etwa Glücksdrachen mit Flügeln, Mut-Mach-Mäuse, Schildkröten oder Engel hergestellt. Erst kürzlich produzierte sie 120 Häschen für einen Kindergarten in Lahnstein, der damit ältere Menschen und das Personal in einem Altenheim beglückte. Hand- und Fingerpuppen gehören auch zum Repertoire.
Als sich jetzt die fleißige Handarbeiterin und Vertreterinnen der Ambulanten Hospizdienste zum gegenseitigen Kennenlernen im Café Laquai in St. Goarshausen trafen, war auch Jennifer Ingmann vom Projekt „Hospiz macht Schule“ Feuer und Flamme für die Handarbeiten und bestellte weitere Fingerpuppen. „Sind schon in Arbeit“, sagt Steffy Scheer-Kuehchen.
Was motiviert die Marathon-Häkelerin so? Das Häkeln sei für sie Entspannung und lenke sie davon ab, was ihr selbst passiert sei, berichtet sie. 38 Jahre war sie als Fleischereifachverkäuferin tätig, doch dann musste sie diese Tätigkeit aufgrund gesundheitlicher Probleme aufgeben. „Beim Häkeln kann ich komplett abschalten und ich bin dankbar, dass ich das gefunden habe. Es erfüllt mich, dass ich mit meinen Handarbeiten Gutes tun kann.“
Mangel an Material hat Steffy Scheer-Kuehchen eher selten. Sie bekommt Spenden. Das führt sie darauf zurück, dass sie ihre Projekte in den sozialen Medien beschreibt. „Das macht meine Arbeit transparent und die Leute wissen genau, wo ihre Spende hingeht“. (vy)
Bildunterschrift:
Bei ihrem Treffen in St. Goarshausen (v.l.n.r). Petra Opel-Minor, Steffy Scheer-Kuehchen, Gabi Maas, vorne Jennifer Ingmann. Foto: Marilyn Meyer